Weihnachtlichen Zuspruch und Hygieneschutz zusammen denken

03. 12. 2021
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Kirchen haben den einzelnen Menschen im Blick, sowohl dessen Schutz inmitten der Pandemie als auch sein Bedürfnis, durch die christliche – frohe – Botschaft Kraft zugesprochen zu bekommen. In der dunklen und kalten Jahreszeit werden beide Anliegen noch stärker: Die Ansteckungsgefahr steigt und genauso der Bedarf nach persönlichem Zuspruch. Um diese beiden Anliegen zusammenzubringen, muss jede freikirchliche Gemeinde ihre eigenen Voraussetzungen berücksichtigen.

Ob ein traditionelles Kirchengebäude, eine Neubauhalle im Industriegebiet oder ein zum Versammlungsort umgebautes früheres Wohnhaus: die Gottesdienste der Gemeindebünde, die sich in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen zusammengeschlossen haben, finden in sehr unterschiedlichen Räumlichkeiten statt. Auch die Besucherzahlen variieren stark. So gibt es neben vollen Gottesdiensten an Weihnachten auch nicht wenige Gemeinden, deren Mitglieder und Freunde über die Feiertage verreisen oder sich für dieses festliche Ereignis lieber einem Gottesdienst der evangelischen Landeskirchen zuwenden.

Beim Nachdenken über den Umgang mit der 2G- und 3G-Regel oder auch den Hygienemaßnahmen der vergangenen anderthalb Jahre muss jede Ortsgemeinde die eigenen Gegebenheiten berücksichtigen. Eine Gemeinde, die Gottesdienste in einem großen Saal feiert, die ihre Stühle frei beweglich in großem Abstand stellen kann, breite Aus- und Eingänge hat und aufgrund ihrer professionellen Online-Übertragung des Gottesdienstes weniger Präsenzbesucher als vor der Pandemie hat, ist mit dem Hygienekonzept der vergangenen anderthalb Jahre gut aufgestellt. In Gemeinden wie diesen werden durchgängig FFP2-Masken getragen, auf Gesang verzichtet und das Gebäude nach dem gekürzten Gottesdienst zügig verlassen.

Die meisten Gemeinden allerdings, mit anderen räumlichen und zahlenmäßigen Gegebenheiten, wenden die 3G-Regel oder die 2G-Regel an. Was den kulturellen Einrichtungen der Nachbarschaft gilt, will man selbst so übernehmen. Auch 2G+ wird bereits teilweise praktiziert, vor allem mit dem Argument, dass sich dann die Kinder noch freier bewegen können. Alle lassen sich tagesaktuell testen, ob bereits geimpft oder nicht. Manche Gemeinden verzichten sogar erneut ganz auf Präsenzgottesdienste. Das digitale Angebot läuft bereits seit anderthalb Jahren durchgängig und man will das Dilemma auf diese Art lösen: besten Schutz für alle und im geistlichen Zuspruch niemanden ausschließen.

Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, in der die dunkelsten Tage des Jahres auf die größte Erwartung nach Zusammensein und gegenseitigem Beschenken trifft, braucht es Gelegenheiten zu gutem Zuspruch. Gottesdienste schaffen, bestenfalls, diesen Raum, in dem Hoffnung vermittelt und zum Gemeinsinn motiviert wird. Diesen individuellen Bedarf kann man nicht auf das Abklingen der Pandemie verschieben. Deshalb müssen der weihnachtliche Zuspruch und der Hygieneschutz zusammen gedacht werden.

Die 3G-Regel-Verordnung für Arbeitsplatzsituationen wird bereits für Pastorinnen und Pastoren angewendet. Eine Ausweitung dieser 3G-Regel als staatliche Verordnung wäre auch für ganze Gottesdienste einleuchtend gewesen. Da die Testcenter wieder kostenlose Tests anbieten, wird hier niemand ausgeschlossen. Außerdem hilft eine politische Verordnung einzelnen Gemeinden, Diskussionen abzukürzen. Es geht hierbei nicht um ein grundsätzliches Verhalten zwischen Politik und Kirchen, sondern um ein kurzfristiges Reagieren auf die uns alle betreffende Pandemie.

Der Wunsch bleibt, dass auch die wenigen Ungeimpften, die sich impfen lassen könnten, dies tun. Die Hoffnung bleibt, dass die christliche Weihnachtsbotschaft von einem Gott, der sich in die Spannung der Welt begibt, um uns in aller Komplexität beizustehen, dort gehört wird, wo Bedarf besteht.

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