Religionspolitik in Europa und der Welt

  • Zum neuen Religionsgesetz in der Ukraine Im August 2024 ist in der Ukraine ein Gesetz in Kraft getreten, das es möglich macht, Religionsgemeinschaften zu verbieten, die mit einem administrativen Zentrum in Russland verbunden sind. Das Gesetz wird sowohl im Lande als auch in der internationalen Öffentlichkeit heftig diskutiert. Es richtet sich gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche, die historisch mit der Russischen Orthodoxen Kirche verbunden war, jetzt aber beansprucht, unabhängig zu sein. Der Konflikt hat zwei Dimensionen: Schränkt das Gesetz die Religionsfreiheit ein, und betrifft es die Ukrainische Orthodoxe Kirche? 21. 11. 2024 Thomas Bremer
  • Frankreichs Sonderweg beim Kopftuch. Religionspolitische Fragen im Rahmen der Olympischen Spiele 2024 Die französische Leichtathletin Sounkamba Sylla schreibt auf Instagram: „Du bist für die Olympischen Spiele nominiert, die in deinem Land stattfinden, aber du kannst nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen, weil du ein Kopftuch trägst.“ Dass Frankreich Gastgeber der diesjährigen Olympischen Spiele sein darf, könnte eine einende Kraft in der Gesellschaft sein. Stattdessen wird einmal mehr um das Kopftuch gestritten; und die Gräben werden tiefer, denn das Nationale Olympische Komitee Frankreichs verbietet der Athletin, das Kopftuch während der Wettkämpfe zu tragen. 29. 07. 2024 Yasemin El-Menouar
  • Religiöse Neutralität des Staats: Abschied von einem Mythos Religiöse Neutralität des Staats gilt als Fundamentalprinzip moderner Rechtsstaatlichkeit. In der Umsetzung bietet es allerdings Schwierigkeiten. Diese gründen darin, dass alles und alle geprägt sind vom religiösen Erbe unserer Geschichte. Unter solchen Umständen gerät religiöse Neutralität zum «leeren» Versprechen. Als Alternative bietet sich «religiöse Toleranz» an. Sie steht für eine Haltung, die religiöse Prägungen nicht leugnet, sondern aus ihnen Orientierung und Gestaltungskraft schöpft. 03. 05. 2024 Markus Müller
  • Kein guter Tag für die Freiheit – Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union Der EuGH hat heute über das Tragen religiöser Zeichen am Arbeitsplatz geurteilt. Eine öffentliche Verwaltung kann entscheiden, all ihren Beschäftigten das Tragen religiöser Zeichen zu verbieten. Kein guter Tag für die Religionsfreiheit kommentiert Volker Beck. 28. 11. 2023 Volker Beck
  • Islamverbände im Abseits Die Reaktionen der deutschen Islamverbände auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel haben für berechtigte Kritik gesorgt. Diese Kritik stellt weder eine Einmischung in die Religionsfreiheit noch eine Überschreitung von Zuständigkeiten dar. Auch religionspolitisch sind die Islamverbände zum Kampf gegen Israelhass und Antisemitismus verpflichtet. 16. 10. 2023 Andreas Jacobs
  • Die neue Eigenständigkeit der christlich-orthodoxen Kirchen in der Ukraine – auch ein staatspolitisches Signal im derzeitigen russischen Angriffskrieg Mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg setze Russland Bedingung für die jüngst erfolgte Abspaltung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche vom Patriarchat von Moskau. Die Abkehr von dieser historisch bedingten Verbindung kann dabei als weiteres Zeichen des ukrainischen Volkes und Staates verstanden werden, ihren Souveränitätsanspruch gegenüber der russischen Führung durchsetzen zu wollen. 24. 08. 2023 Hans Hofmann
  • Rituelles Schlachten in Europa und die Wahrung der Religionsfreiheit Ende Januar hat die AfD-Bundestagsfraktion im Parlament einen Antrag auf Verbot des religiösen Schächtens gestellt. Der Antisemitismusbeauftragte, Felix Klein, kritisiert diesen Gesetzesantrag, da er nicht nur ein „fundamentaler Angriff auf das jüdische Leben“ sei, sondern auch Muslime in Deutschland diskriminiere. Immer wieder versucht die Partei per Gesetz ein Verbot durchzubringen und legt sich den Tierschutz zurecht, wie sie ihn braucht. Ihre früheren Anträge in den Landtagen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurden abgelehnt. In der EU gibt es unterschiedliche Gesetze zum rituellen Schächten. In Deutschland darf dies nur mit Ausnahmegenehmigung durchgeführt werden. Verbreiteter ist das Schächten mit vorheriger Betäubung. Halal- und Koscher-Produkte sind Teil eines boomenden Weltmarkts und nicht nur bei religiösen Menschen beliebt. 23. 02. 2023 Saskia Gamradt
  • Der türkische Staat will den Status quo wahren Als Bundeskanzler Scholz im März 2022 zum Antrittsbesuch in Ankara war, überraschte der türkische Staatspräsident Erdogan die Zuhörer mit einem Vorschlag eine theologische Fakultät an der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul zu etablieren und zügig auch einen Ableger dieser gemeinsamen Universität in Deutschland zu eröffnen. Die Politik und auch die Medien waren auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Rolle der Türkei fokussiert, so dass dieser Vorschlag sowohl seitens der Politik als auch in der Berichterstattung kaum wahrgenommen wurde. 29. 06. 2022 Eren Güvercin
  • Eine neue Friedensethik muss das ganze Bild sehen Nach der Erfahrung des russischen Überfalls auf die Ukraine muss die evangelische Friedensethik neu angeschaut werden. In den Kirchen wird die Forderung laut, über die Fragen von Frieden, Freiheit und Verteidigung neu nachzudenken. Der Autor teilt diese Einschätzung. Seine These: Frieden, der mit Unfreiheit, Tyrannei und Unterwerfung unter das Unrecht erkauft wird, ist kein Frieden. Er ist weder nachhaltig noch gerecht. 24. 03. 2022 Bernhard Felmberg
  • Die religiöse Landschaft in Europa Europa ist der Kontinent, auf dem die Säkularisierung am weitesten fortgeschritten ist. Trotzdem wird hier inzwischen wieder über Religion gestritten. Und auch wenn die Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren, gibt es mittlerweile viele empirische Belege dafür, dass die religiösen Einstellungen in Europa derzeit erstarken. Der Religionssoziologe Martin Riesebrodt hat diese Entwicklung folgendermaßen skizziert: „Als staatstragende Kraft hat die Religion ausgedient, aber als gesellschaftliche Kraft kommt den Religionen eine durchaus für Europa tragende Rolle zu.“ 14. 01. 2022 Yasemin El-Menouar