- Staatsfern, aber politiknah Sechzehn Jahre wurde Deutschland von einer protestantischen Pfarrerstochter regiert. Das war gut für beide großen Kirchen und für die kleinen auch. Die kooperative Trennung von Staat und Kirche war keine formale Angelegenheit, sondern auch eine Herzenssache der politischen Eliten. Steht nun, mit dem Ende der Merkel-Ära ein Bruch im Verhältnis von Staat und Kirche, Gesellschaft und Gemeinden bevor? Nein. Denn der von Paul Nolte so genannte „politisch-kulturell-ethische Überlappungsraum“ zwischen Kirche und Politik ist weiterhin vorhanden, weil er sich nie auf eine Parteifamilie beschränkte. Aber er schrumpft. 10. 02. 2022
- Islamkunde als Ethikunterricht? Islamischer Unterricht wird an den bayerischen Schulen von diesem Schuljahr an als Wahlpflicht-Variante des Ethikunterrichts erteilt. Er muss daher eine religiös neutrale, rein informierende Islamkunde sein und auch die allgemein anerkannten Grundsätze der Sittlichkeit vermitteln, wie die Bayerische Verfassung fordert. Das stellt hohe Anforderungen an seine inhaltliche Gestaltung. Dem Wesen des Islam als religiöse Weltsicht wird ein solcher Unterricht nicht gerecht. Außerdem wird der Islam dadurch gegenüber anderen Religionen in eine Sonderposition gerückt. 04. 02. 2022
- Die religiöse Landschaft in Europa Europa ist der Kontinent, auf dem die Säkularisierung am weitesten fortgeschritten ist. Trotzdem wird hier inzwischen wieder über Religion gestritten. Und auch wenn die Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren, gibt es mittlerweile viele empirische Belege dafür, dass die religiösen Einstellungen in Europa derzeit erstarken. Der Religionssoziologe Martin Riesebrodt hat diese Entwicklung folgendermaßen skizziert: „Als staatstragende Kraft hat die Religion ausgedient, aber als gesellschaftliche Kraft kommt den Religionen eine durchaus für Europa tragende Rolle zu.“ 14. 01. 2022
- 2G-Plus-Regel ist nicht kompatibel mit den Schabbat-Vorschriften Das Robert-Koch-Institut hat am 21. Dezember 2021 u. a. auch für G’ttesdienste die Einführung der 2-G-Plus-Regel empfohlen. Diese lebensrettende Regelung ist grundsätzlich mit dem jüdischen Recht vereinbar und wird auch in vielen jüdischen Gemeinden bereits im Alltag praktiziert. Doch am Schabbat würde eine ausnahmslose 2-G-Plus-Regel die Ausübung der religiösen Pflichten hemmen und traditionelle Juden und Jüdinnen vom Gebet ausschließen. 03. 01. 2022
- Neue Koalition gegen Antisemitismus? Der Koalitionsvertrag ist veröffentlicht und die neue Bundesregierung bereits vereidigt. Wird die neue Koalition die Erwartungen der in Deutschland lebenden Juden erfüllen können? Wie positioniert sich die neue Regierung? Hat das Diktum von der deutschen Staatsräson, wenn es um Israels Sicherheit geht, auch in der Post-Merkel-Ära noch Gültigkeit? 22. 12. 2021
- Gottesdienste sind Lebensmittel Gottesdienste müssen jedem zugänglich sein. Wie verträgt sich das mit Einschränkungen wie 2G oder 3G? Wie kann Gottesdienst gefeiert werden in einer Weise, die allen eine Teilnahme bei dem für sie größtmöglichen Schutz ermöglicht? Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) empfiehlt ihren Kirchengemeinden eine Bandbreite an Gottesdienst- und Andachtsformaten. Damit die Botschaft von Gottes Kommen in diese Welt auch in diesem Pandemiewinter zu hören ist. 15. 12. 2021
- Gesundheitsschutz beim Freitagsgebet Unter pandemischen Bedingungen ist die gemeinschaftliche Begehung von religiösen Festen nur erschwert möglich. Muslimische Vereine und Moscheen haben auf die Pandemie zügig reagiert und entsprechend der aktuellen Lage ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie angepasst. Das Freitagsgebet ist davon besonders betroffen: Wie argumentieren muslimische Gelehrte für die Legitimität der eingeschränkten Ausführung von Freitagsgebeten (z. B. unter 2G bzw. 3G)? Der vorliegende Beitrag geht den islamrechtlichen Grundlagen solcher Entscheidungen nach. 09. 12. 2021
- Weihnachtlichen Zuspruch und Hygieneschutz zusammen denken Kirchen haben den einzelnen Menschen im Blick, sowohl dessen Schutz inmitten der Pandemie als auch sein Bedürfnis, durch die christliche - frohe - Botschaft Kraft zugesprochen zu bekommen. In der dunklen und kalten Jahreszeit werden beide Anliegen noch stärker: Die Ansteckungsgefahr steigt und genauso der Bedarf nach persönlichem Zuspruch. Um diese beiden Anliegen zusammenzubringen, muss jede freikirchliche Gemeinde ihre eigenen Voraussetzungen berücksichtigen. 03. 12. 2021
- Bedingungen und Optionen für einen islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen Die Einrichtung von Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ist keine politische Opportunitätsentscheidung des Gesetzgebers, sondern ist in Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes verankert. Dabei ist er nicht als bloße vergleichende Religionskunde ausgestaltet, sondern wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft unterrichtet. Beim islamischen Religionsunterricht kommt es aber zu Ausgestaltungsproblemen, da es in einigen muslimischen Strömungen bisher an einem funktionsfähigen Ansprechpartner mangelt, der Gewähr für die nötige Kooperation mit der Kultusverwaltung bietet. Zur Überwindung der Herausforderungen wurden bisher drei verschiedene Projektmodelle erprobt. 03. 12. 2021